Was beeinflusst die Ausrichtung eines Hauses?
Nicht nur die Himmelsrichtung bestimmt die individuellen Temperatur- und Lichtverhältnisse, sondern auch die direkte Nachbarschaft. Große Bäume oder Bauwerke in unmittelbarer Umgebung können Schatten auf Ihr Haus werfen. Auf der sogenannten Wetterseite herrschen „extremere“ Bedingungen. Hier spielen vor allem Wind und Niederschlag eine Rolle. Regen und Schnee führen zu einer stärkeren Durchfeuchtung der Außenwände.
Die wichtigsten Eckpunkte, um die Ausrichtung des Hauses zu bestimmen:
- die Temperaturverhältnisse, beeinflusst durch die Himmelsrichtung
- die Lichtverhältnisse, die sich aus den Umgebungsverhältnissen ergeben
- die Intensität der Sonnenbestrahlung
- die Wetterseite, die von der jeweiligen Region abhängt
Die Raumplanung nach den Himmelsrichtungen
Wenn Sie ein Haus errichten wollen, sollten Sie bereits beim Grundstückskauf auf dessen mögliche Ausrichtung achten. Schauen Sie sich auch die Gegebenheiten im unmittelbaren Umfeld des Grundstücks an.
- Wo befindet sich das Grundstück und wie sieht es rund um das Grundstück aus?
- Wo befindet sich die Straße, von der Sie auf Ihr Grundstück gelangen?
- Ist die Südseite frei oder behindern Bäume und/oder andere Häuser die Sonneneinstrahlung?
Diese und ähnliche Fragen sollten Sie sich schon bei der Auswahl des Grundstücks stellen. In der Regel erhalten Räume im Haus, die nach Süden ausgerichtet sind, im Winter das meiste Sonnenlicht. Räume mit Ausrichtung nach Westen bekommen hingegen in den Sommermonaten die meiste Sonne ab. Ostseitig gelegene Räume beleuchtet morgens die Sonne und nordseitige Zimmer bleiben immer auf der Schattenseite.
Nach der Ausrichtung des Hauses können Sie die Verglasungen und die Größe der jeweiligen Fenster anpassen. Prinzipiell empfehlen sich dafür folgende Grundsätze.
- Große Fenster eignen sich für die Südseite und Westseite des Hauses.
- Intensiv genutzte Räume wie Wohnzimmer können Sie im Süden einrichten.
- Die Nordseite eignet sich für den Eingangsbereich oder das Treppenhaus.
- Schlafzimmer richten Sie am besten nach Osten aus.
Die Berücksichtigung der Bauvorschriften
Bevor Sie ein Haus planen, sollten Sie sich auch mit den geltenden Bauvorschriften auseinandersetzen. Auf diesen baut der Grundriss des zukünftigen Gebäudes auf. Daher sollten Sie folgende Parameter bereits vor dem Kauf eines Grundstücks prüfen und berücksichtigen:
- Passt das Grundstück zu Ihren persönlichen Vorstellungen?
- Schränken die Vorgaben des Bebauungsplans die Hausausrichtung ein?
- Wie sehen die Baurichtlinien, die erlaubten Bebauungsgrenzen und die Bebauungsgrößen aus?
Besondere Anforderungen, um die Ausrichtung des Hauses zu bestimmen
Wenn Sie eine Terrasse einplanen oder die Errichtung einer Solaranlage ins Auge fassen, müssen Sie auch hier die Ausrichtung des Hauses beachten. Eine Terrasse benötigt hauptsächlich Sonne. Aus diesem Grund sollte sie sich im Süden oder auf der Westseite des Hauses befinden. Da Sie die Terrasse sicherlich vorwiegend in den Sommermonaten benutzen, ist eine Ausrichtung nach Westen am sinnvollsten.
Wenn es baurechtlich möglich ist, sollten Sie auch auf die Dachausrichtung und die Ausrichtung des Dachfirsts achten. Diese sollte in Ost-West-Richtung erfolgen. Damit schaffen Sie eine günstige Voraussetzung, um auf der Südseite des Dachs eine Solarthermieanlage oder Photovoltaikanlage zu installieren. Das ist wichtig, damit möglichst viel Sonnenlicht für die Energiegewinnung durch die Anlage zur Verfügung steht. Zudem ermöglicht diese Ausrichtung den Einbau von Dachgeschosswohnungen. Im Süden können Sie Dachfenster anbringen lassen, die für genügend Licht in den Innenräumen sorgen.
Auch die Einrichtung eines Balkons erfordert gewisse Überlegungen. Dieser sollte sich ebenfalls im Süden oder im Westen befinden. Hier können Sie vor allem im Sommer die meiste Sonne genießen.
Die Nordseite müssen Sie bei der Ausrichtung Ihres Hauses jedoch keineswegs vernachlässigen. Hier eignet sich vor allem die Einrichtung des Eingangsbereichs. Daneben können Sie auf der Nordseite effizient einen Zugangsweg oder eine Zufahrt einrichten. Auch die Garage oder das Carport gehören auf die Nordseite.
7 TIPPS, UM DIE AUSRICHTUNG DES HAUSES ZU BESTIMMEN
Wenn Sie Ihr Haus auf die Sonne und die Himmelsrichtungen ausrichten wollen, empfiehlt sich die Berücksichtigung folgender Tipps:
1. Ost-West-Ausrichtung bei Solaranlage: Wenn Sie Ihren Energiebedarf mithilfe von Solarthermieanlagen oder Photovoltaikanlagen decken wollen, empfiehlt sich eine Ausrichtung des Dachfirstes in Ost-West-Richtung, um auf der Südseite des Daches die Module aufstellen zu können. Dadurch erhalten Sie auch im Winter möglichst viel Sonnenlicht.
2. Viel Glas im Süden: Durch große Fensterflächen im Süden des Hauses sorgen Sie für viel natürliches Tageslicht und Wärme in den Räumen. Dadurch werden die Räume gerade im Winter durch die tiefstehende Sonne aufgeheizt und im Sommer überhitzen die Räume durch die hochstehende Sonne nicht so schnell.
3. Effiziente Raumaufteilung: Daneben sollten Schlafzimmer nach Osten ausgerichtet sein, Wohnräume nach Süden und Nebenräume gen Norden.
4. Achten Sie auf Ihre Bedürfnisse: Natürlich sollten die Bedürfnisse der künftigen Bewohner nicht außer Acht gelassen werden.
5. Terrassenplanung: Die Terrasse sollten Sie nach Ihren Bedürfnissen ausrichten. Frühstücken Sie gern draußen, so eignet sich eine Ostterrasse. Lieben Sie das Sonnenbaden, dann ist eine Süd-Terrasse perfekt für Sie, da hier die Mittagssonne am höchsten steht. Sitzen Sie aber lieber gemütlich in der Abendsonne, so ist eine Westterrasse die ideale Wahl.
6. Berücksichtigen Sie die Nachbarschaft: Schauen Sie sich vor der Platzierung und Ausrichtung Ihres Hauses die Nachbarschaft genau an und überlegen Sie dann, wo und wie Sie Ihr künftiges Eigenheim errichten wollen. Beachten Sie dabei Punkte wie Ihre Privatsphäre oder Schatten durch große Bauten oder Bäume des Nachbarn.
7. Schauen Sie sich den Bebauungsplan an: In manchen Wohngebieten gibt es bestimmte Auflagen, die auch für die Ausrichtung des Hauses relevant sein können. So gibt es meist eine Baugrenze, manchmal auch eine Baulinie, welche die Lage des Neubaus beeinflussen. In einigen Wohngebieten kann auch die Firstrichtung vorgeschrieben werden.
Die Ausrichtung von Niedrigenergiehäusern, Effizienzhäusern und Passivhäusern
Wenn Sie ein Niedrigenergiehaus, Effizienzhaus oder Passivhaus errichten, stellt die Ausrichtung des Hauses besondere Anforderungen an die Baufirma.
Der Bau eines sogenannten KfW-Effizienzhauses in etwa folgt bestimmten Standards. Für ein KfW-Effizienzhaus sind der Gesamtenergiebedarf und die Wärmedämmung wichtige Kriterien. In Deutschland finden Sie bestimmte Stufen für diese Häuser, zum Beispiel Effizienzhaus 40 Plus oder Effizienzhaus 55. Das Kürzel KfW steht dabei für die Kreditanstalt für Wiederaufbau, welche für die Errichtung derartiger Häuser eine Förderung gewährt.
Die Zahlen geben an, wie energieeffizient das Gebäude im Vergleich zu einem herkömmlichen Haus ist. Niedrige Werte bedeuten eine hohe Energieeffizienz. Nach dieser richtet sich dann auch die mögliche Förderung, die Sie bei der Finanzierung in Anspruch nehmen können.
Energieeffizienzhäuser
Um eine KfW-Effizienzhaus-Stufe zu erreichen, können verschiedene Maßnahmen kombiniert werden. Diese zielen auf die Verbesserung der Energieeffizienz, aber auch die Nutzung regenerativer Energiequellen ab. Eine mögliche Maßnahme ist somit eine Solaranlage. Diese kann jedoch nur dann effizient arbeiten, wenn sie sich an der richtigen Seite des Gebäudes befindet. Hierfür spielt wieder die passende Ausrichtung eine Rolle. Je nach Effizienzstufe und Einzelmaßnahmen ändert sich außerdem die Höhe der Förderung.
Niedrigenergiehäuser
Niedrigenergiehäuser sind Gebäude, welche die Energie der Sonne optimal ausnutzen. Fachleute sprechen in diesem Fall auch von einer passiven Solarenergienutzung. In diesem Fall müssen die Räume so angeordnet sein, dass sie möglichst viel Sonne einfangen. Wohnräume sind für den Süden oder westseitig zu planen und Eingangsbereiche nordseitig.
Passivhäuser
Passivhäuser verbrauchen im Vergleich zu Niedrigenergiehäusern noch weniger Energie. Der Heizwärmebedarf liegt hier bei maximal 15 kWh/(m²a). Zum Vergleich: Ein Niedrigenergiehaus verbraucht bis zu 50 kWh/(m²a). Bei Passivhäusern kommt es vor allem auf die optimale Wärmedämmung an. Daneben kann die passende Ausrichtung des Hauses zusätzlich den Heizwärmebedarf senken.
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Fazit:
Ein Haus zu planen und zu errichten, bedarf immer konkreter Überlegungen. Dazu gehört auch die Ausrichtung des Hauses. Durch die passende Ausrichtung können Sie Energiekosten senken und Ihr eigenes Wohlbefinden steigern. Schließlich verbringen Sie den Großteil Ihres Lebens in Ihrem Haus. Zudem spielen bauliche Vorschriften eine Rolle.
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